Seite wählen

wunden

Glaubenssätze und Opferrolle

Dankbarkeit – eine illusion?

 

Da ist er also, der erste Blogartikel auf dieser neuen Seite. Nichts ist wirklich fertig, weder die Startseite, noch das Design. Doch heute ist der letzte Tag von 10 Portaltagen, die es so massiv in sich hatten, dass dieser Blogbeitrag folgen muss. Zum Glück habe ich meinen Perfektionismus bereits vor einiger Zeit abgelegt. Na wenigstens bin ich an diesem Punkt weiter als es in den letzten Tagen schien.

Ich habe mich nicht wirklich mit Portaltagen auseinandergesetzt. Ich weiss nicht einmal genau, was das ist. Doch ich spüre die Energien. Es sind Tage, an denen ich denke… irgendwas ist anders. Irgendwas ist da im Busch. Es sind besondere Stimmungen, mehr Emotionen, mehr Verletzlichkeit oder auch mehr Leichtigkeit und Freude. Es ist einfach anders. Dann begebe ich mich meist auf die Suche und schaue, ob ich irgendeine Information in der Zeitqualität finde und et voila!

Dieser Blogbeitrag ist weder suchmaschinenoptimiert noch redaktionell vorgeplant oder strukturiert. Ich sitze hier in meinem Büro in Oberfranken an meinem Schreibtisch und tippe rein was kommt. Einfach mal wieder richtig bloggen. Frei Schnauze und aus ganzem Herzen. Es ist genau das, wofür ich und dieser Blog hier stehen.

Da waren also diese Portaltage in denen ich mitgeschwungen bin, offenen Herzens ganz im Fühlen und plötzlich dieser eine Abend, an dem eine tiefe Wunde erneut sichtbar wurde. Dies zeigte sich durch eine Re-Aktion, einen emotionalen Gefühlsausbruch. Ich war außer mir im wahrsten Sinne des Wortes. Hatte ich doch geglaubt, schon viel „weiter“ zu sein mit meiner persönlichen Geschichte, mit meinen Verletzungen.

Ich fühlte mich in meine 20er zurückkatapultiert. Ja, hatte ich denn noch gar nichts geheilt? Was ist denn mit dieser Selbstliebe und Dankbarkeit? Wo sind die geblieben? Dieser Schmerz, diese unbändige Wut war so groß. An diesem Abend ging ich früh zu Bett, weil Ruhe oft das einzige ist, das lindert. Aber nicht nur das. Auch um wieder in sich zu kommen, nachdem man außer sich war. 🙂

Mir wurde im Bett noch klar, dass die Erkenntnis, dass diese Wunde in bestimmten Situationen noch vollständig vorliegt, ein Geschenk ist. Nur konnte ich mit diesem Geschenk noch nichts anfangen. In Wahrheit ist es keine Wunde, sondern ein tief sitzender Glaubenssatz.

Du fragst dich jetzt vielleicht: Ja, was ist denn diese Wunde? Um was geht’s überhaupt?

Kurzum: Es geht um Selbstwert.

Und dahinter ging es um einen Glaubenssatz, der meinen Selbstwert in Frage stellte. Es gab einen Auslöser (den ich nicht näher beschreiben werde 🙂 ), der alle Gefühle von Kleinheit, ungeliebt fühlen, benachteiligt fühlen, nicht unterstützt worden sein, hochholte. Ich war von einer Sekunde auf die andere in der Opferrolle. Ich war die kleine Dani, deren Eltern ihr nie viel zu geben hatten, die schon immer benachteiligt war, die Alkoholikerkind war, die die Tochter von „dem da“ war, von der man wüsste, wohin sie gehöre, die Scheidungskind war, die das Kind einer Sozialhilfeempfängerin war, die den Elternbeirat in der Schule um Geld fragen musste, etc. etc. etc. All diese Bilder spielten sich innerhalb von Sekunden in meinem Kopf ab. Und in Wahrheit sind es natürlich keine Bilder, sondern es war ein großer Glaubenssatz

WOW!

Es drängte sich die Frage auf:

Was bringt eigentlich dieses ganze Dankbarkeitsgeschreibsel?

Wie lange mache ich das jetzt schon? Und dann kommt ein Auslöser und ich bin zurückkatapultiert um Jahre? Wie nachhaltig ist diese Dankbarkeitsroutine eigentlich und verfälscht sie nicht auch das Bild? Rede ich mir mit Dankbarkeit vielleicht die Welt rosarot und überpinsele damit den wahren Schmerz, der noch da ist? 

Ist Dankbarkeit damit nicht mehr als ein Pflaster, das auf die Wunde geklebt wird? Und wusste unsere Oma nicht schon, dass man besser Luft an die Wunde lassen soll, damit sie heilt?

Diese Dankbarkeitsroutine habe ich – gar nicht routiniert – auch immer dann gerne gemacht, wenn ich das Gefühl hatte, es ist „zu wenig“ da. Irgendwas fehlt. Entweder fehlt es gerade an Fröhlichkeit, Leichtigkeit, Geld oder Erfolg (Nimm, was es für dich ist.) Also schreibe ich diese Dankbarkeitsliste. Aber natürlich nicht nur dann. Auch dann, wenn alles super gelaufen ist. Dann ist Dankbarkeitsroutine erst so richtig im Flow und die Liste nimmt vor lauter Glück kein Ende. 

Ehrliche Dankbarkeit fühlt sich großartig an!

Ja, Dankbarkeit, die aus dem Herzen kommt und wirklich gefühlt wird, verändert den energetischen Zustand. Es hebt dich in deiner Frequenz. Du fühlst dich geliebt, wertgeschätzt und irgendwie auch privilegiert. Es ist schon auch verdammt einfach, dankbar zu sein, wenn man in Europa lebt, nicht wahr? Alles andere wäre auch irgendwie absurd. 

Und dann kommt unter diesem Pflaster plötzlich Blut hervorgequollen, so, als ob das Pflaster das Bluten die ganze Zeit unterdrückt hätte. Der emotionale Vulkan bricht sich Bahn.

Ich war schockiert von dieser Wucht meiner Wut. Wie lange hatte sie sich schon nicht mehr gezeigt? Immerhin ist Gelassenheit mein neues Lebensmotto. Außerdem hatte ich in einer Meditation gelernt, dass Wut bedeutet, jemand würde meine Grenzen überschreiten. Das hatte ich sowieso schon lange nicht mehr zugelassen. Dafür bin ich doch super achtsam und bewusst. 😉

Dieses Mal hat niemand meine Grenzen überschritten, sondern einfach nur von sich erzählt. Ich konnte also gar nicht in Abwehrhaltung gehen, meine Geschütze auffahren und die ach so beliebten Grenzen setzen.

Spannend. Da gab es also noch eine Wut.

Eine Wut, eine Traurigkeit, die ich schon lange nicht mehr fühlte. Ich habe doch schon zig Seiten lange Briefe an meine Eltern geschrieben, Vergebungsmeditationen gemacht – und wirklich vergeben. Also wirklich wirklich. Da ist kein Groll mehr, keine Wut. Ihnen gegenüber ist Frieden.

Aber was noch da war, und das wurde mir mit fast 45 Jahren bewusst, war ein tief liegender Selbstwertmangel, der „getriggert“ wurde durch eine ganz bestimmte Situation, ein ganz bestimmtes Thema. Konkret: Durch einen noch vorhandenen in mir liegenden Glaubenssatz, der da lautete: Du warst benachteiligt. Wärst Du mehr unterstützt worden, hättest Du andere Wege eingeschlagen und würdest heute „anders dastehen“.

Facette 1: Das Thema hat zu tun mit Außenwirkung, Außendarstellung, Selbstwert im Außen erhalten, Anerkennung im Außen suchen, Applaus von anderen, stolz auf mich sein durch Leistung, jemand sein durch Leistung, das Erreichen eines Zieles, einer Position, eines Abschlusses. 

Facette 2: Es ging nicht nur um den Glaubenssatz mich benachteiligt zu fühlen, sondern natürlich auch um ein konkretes Ergebnis in meinem Leben, woran ich die Benachteiligung in der schnelle der Zeit (Trigger) festmachte. Der Beweis sozusagen. Auch diesen „Beweis“, dieses Ergebnis durfte ich hinterfragen, bzw. umformulieren, bzw. habe ich mich gefragt: Wie kann ich zumindest einen Teil des Ergebnisses wieder in mein Leben einladen? Denn offensichtlich fehlt es mir, mir ganz persönlich aus ganzem Herzen. Das wurde mir bewusst, als die andere Person von sich erzählte. Die richtige Frage an dieser Stelle lautete also: Wie darf es sein, damit es sich für mich gut anfühlt? Was darf in meinem Leben sein, damit ich der anderen Person diesen Weg aus ganzem Herzen gönnen kann? – Die Antwort kam SOFORT!

Mir dieser Wunde bewusst werden zu können, noch ehe diese Website mit allem drum und dran an den Start geht, war wichtig. Es war deshalb wichtig, weil ich für mich noch einmal hineinfühlen konnte, weshalb alles so entstehen darf, wie es entstehen wird, bzw. in meinem Kopf bereits entstanden ist. Sobald sich diese Seite mit Leben füllt, wirst Du wissen, weshalb. Das Universum hat mir – einmal mehr – zur richtigen Zeit das richtige Geschenk gemacht. 

Jetzt für den Moment bin ich dankbar, ich meine so richtig dankbar, für diese Erkenntnis und diesen Prozess. Es ist eine andere Dankbarkeit. Sie ist nicht wie ein Pflaster, das ich auf die Wunde klebe. Sie lässt die Wunde sichtbar und heilt sie von innen heraus, durch meine Entscheidung, Verantwortung für diese konkrete Situation zu übernehmen. – radikal selbstbestimmt eben.

Können wir wirklich dankbar sein, ich meine routiniert, wenn wir gar nicht so richtig wissen, was Dankbarkeit eigentlich heilen oder für welche konkreten Schritte ich wirklich dankbar bin? Ich weiss zumindest für mich, dass meine Dankbarkeitsroutine in Zukunft anders aussehen wird.

Ich bin einmal mehr dankbar für meinen Mut, hinzuschauen. Ich bin dankbar, dass mir dieser Glaubenssatz gezeigt wurde, damit ich ihn umformulieren kann. Ich bin absolut dankbar, dass ich dadurch ins Handeln gekommen bin und sofort aktiv wurde, ein Thema, das ich liebte, wieder in mein Leben zu holen. Ich bin dankbar, erkannt zu haben, wie verletzlich und fragil ich sein kann, wenn ich nicht die volle Verantwortung für meine Gedanken und Entscheidungen übernehme.

Natürlich können wir uns bewusst dazu entscheiden, die Opferrolle zu verlassen und in unsere Schöpferkraft zu kommen (Ratio!). Doch wenn tief ins uns noch Schmerz ist, müssen wir diesen nicht mit Dankbarkeit überpinseln („Jetzt stell dich nicht so an. Anderen geht’s schlimmer. Du hast doch alles, was Du brauchst“… – ach ja, danke danke danke.) Wir dürfen bei Schmerz den dahinter liegenden Glaubenssatz erkennen und ihn umformulieren. Wenn wir uns bewusst für Liebe zu uns entscheiden, wenn wir bewusst unseren Schmerz mit Liebe betrachten, sind wir auch Schöpfer – allerdings von tief unten und nicht nur oberflächlich.

Und jetzt noch eine andere Wahrheit hinter dieser Geschichte: Der Auslöser kam. Und sofort landete ich in der Opferrolle. Erst als ich mir die Ruhe gönnte und wieder zu mir kam, erkannte ich, dass ich ein ganz bestimmtes Bedürfnis nicht lebe. Ich habe es schlicht ausgeklammert, nicht erkannt, nicht für wichtig erachtet.

Der erste Impuls war Opferrolle und das vermeintliche Erkennen eines Mangels. (Ich möchte nicht gänzlich ausschließen, ob was dran ist). Die wirkliche Wahrheit ist aber, dass ich (noch) nicht Verantwortung für dieses konkrete Bedürfnis übernommen habe, was das Mangelerleben auslöste. Mir fehlt was, jemand anderes gönnt sich das und ich reagiere im ersten unbewussten Schritt mit Wut und Traurigkeit. Die Wahrheit ist aber, dass ich es selbst in der Vergangenheit habe vermissen lassen, mein Bedürfnis eigenverantwortlich in die Hände zu nehmen. Leuchtet das ein? 

Sidenote: Über dieses Erlebnis einen Artikel zu schreiben, gab mir meine Intuition in der zweiten Nacht ein. Sie sagte: „Das muss raus. Das musst Du in einem Artikel auf deiner Website veröffentlichen“. Die Tatsache, dass diese Website noch gar keine ist, hielt mich nicht davon ab, dieses Erlebnis mit euch zu teilen.  

Was sind deine Erfahrungen mit Dankbarkeit, Verletzungen, Glaubenssätzen und Heilung? Lass uns gerne deinen Kommentar da.